Luke Pasqualino im AXN-Interview
Als sensibler Skater Freddie Maclair in der preisgekrönten Teenie-Drama-Serie Skins – Hautnah gelang Luke Pasqualino 2009 der internationale Durchbruch. Seitdem spielte er unter anderem den Grafen d’Artagnan in der BBC-Serie Die Musketiere und den Geliebten der Lucrezia Borgia in der historischen TV-Serie Die Borgias. Nun ist er in der Rolle des smarten Gauners Albert Hill in der Gangster-Serie Snatch zu sehen, deren 2. Staffel ab 27. November exklusiv bei AXN zu sehen ist. Wir treffen den 28-jährigen Engländer am Snatch-Set in der Nähe von Málaga an der spanischen Mittelmeerküste. Im Interview entpuppt sich der eloquente 1,87-Meter-Mann als schlagfertiger Schnellsprecher.
Wieso werden die 10 Episoden der 2. Snatch-Staffel in Andalusien gedreht?
Weil es die Hill-Bande auf der Flucht vor der englischen Polizei an die Costa del Sol verschlägt, die auch im realen Leben ein Rückzugsgebiet für viele britische Gangster ist – deswegen wird sie auch „Costa del Crime“ genannt. Hier findet unsere Gang ein neues Hauptquartier: eine alte Bar am Strand, die wir renovieren und wiederbeleben. Albert, der schon lange seiner kriminellen Vergangenheit entkommen wollte, möchte ein ehrliches neues Leben beginnen. Aber natürlich läuft es nicht ganz nach Plan – das wäre ja auch langweilig. In den neuen Episoden geht es oft um Loyalität, Freundschaft und Familienbeziehungen: Die Hill-Gang wird mehr und mehr zu einer Art Ersatzfamilie, nachdem die Mitglieder allesamt aus zerrütteten Verhältnissen stammen.
Fühlen Sie sich hier am Set nach den wochenlangen Dreharbeiten auch schon wie eine Familie?
Ja, es ist wunderschön zu sehen, wie wir hier alle vor und hinter der Kamera zu einer richtigen Familie zusammenwachsen. Als Schauspieler kannst du dir ja in der Regel die Kollegen nicht aussuchen, mit denen du bei den Dreharbeiten zu einer Serie monatelang auf engstem Raum zusammenhockst. Insofern ist es ein Glücksfall, wenn man sich so gut versteht wie wir hier bei Snatch: Wir haben sehr viel Spaß zusammen – sowohl am Set als auch abends nach Drehschluss.
Wie ist es, mit Úrsula Corberó zu drehen, dem Star der spanischen Krimiserie „Haus des Geldes“?
Ich liebe es, mit ihr zu arbeiten! Sie ist großartig, reizend im Umgang, schwer auf Zack – und unglaublich talentiert: Sie bringt Snatch noch mal auf ein höheres Level, und ich bin sicher, man wird noch viel von ihr hören. Überhaupt freue ich mich sehr über meine spanischen Darstellerkollegen, die unserer Serie einen ganz neuen Touch verleihen.
Was erwartet die Zuschauer sonst noch in den neuen Folgen von Snatch?
Es ist alles ein bisschen erwachsener als in der ersten Staffel: Es steht mehr auf dem Spiel für die Protagonisten – neue Umgebung, größere Gefahren. Auch Albert ist erwachsener geworden: Während er in den ersten Snatch-Episoden noch im Schatten seines Vaters stand, begegnet er ihm jetzt auf Augenhöhe; die beiden lernen langsam, sich gegenseitig zu respektieren und zu vertrauen. Albert ist kein schlechter Mensch – er wird nur immer wieder in Dummheiten verstrickt.
Sind Sie selbst in Ihrer Vergangenheit auch manchmal in Schwierigkeiten geraten?
O ja, definitiv! Vor allem in meiner Jugend habe ich eine Menge Dummheiten begangen, bin auf gefährliche Bäume gestiegen, auf die ich nie hätte klettern dürfen, und habe noch allen möglichen anderen Blödsinn getrieben. Oft kam ich mit Schnittwunden oder Blutergüssen nach Hause. Zahlreiche Narben an meinen Beinen zeugen noch heute davon.
Wie man hört, wollen Sie auch am Set möglichst alle Stunts selbst machen. Stimmt das?
Ja. Ich bin kein unvernünftiger Draufgänger, weil ich natürlich auch keine Lust habe, mir den Knöchel zu verstauchen oder gar das Bein zu brechen und dadurch wochenlang nicht drehen zu können. Aber prinzipiell bettle ich tatsächlich immer darum, dass ich meine Stunts selber ausführen darf, und es ist jedes Mal hart für mich, wenn man mich nicht ranlässt. Bei Snatch hat man mir in einer spektakulären Szene nicht erlaubt, durch eine Glasscheibe zu stürzen, weil das Verletzungsrisiko zu groß war – und da war ich im Nachhinein sehr froh, dass ich das nicht gemacht habe, denn der arme Stuntman sah hinterher wirklich furchtbar aus.
Was hat die neue Staffel an Bösewichten zu bieten?
Eine Menge höchst unterschiedlicher Schurken – bis hin zu einem völlig korrupten Bürgermeister. Ein Bösewicht muss sich ja nicht unbedingt die Hände schmutzig machen, indem er selbst einen Haufen Leute umbringt. Denken Sie nur an die klassischen James-Bond-Gegenspieler oder an Professor Moriarty aus den Sherlock-Holmes-Geschichten: Entscheidend für einen richtig guten Bösewicht ist ein brillantes kriminelles Gehirn.
Wie sieht es mit Ihren eigenen Gangster-Fähigkeiten aus?
Schlecht, fürchte ich. Vermutlich würde ich mich katastrophal anstellen. Ich habe sogar noch nie versucht, etwas zu stehlen. Obwohl: Als Jugendlicher habe ich meinem Cousin Sachen weggenommen, sie versteckt und ein Pokerface aufgesetzt, um zu verhindern, dass er sie wiederfindet. Das geht schon in die richtige Richtung, oder?
Unbedingt! Können Sie auch gut lügen?
Nun, im Grunde genommen werde ich ja als Schauspieler genau dafür bezahlt – Lügen ist quasi mein Metier, stimmt’s? Allerdings mag ich das Wort „lügen“ nicht besonders. Ich bevorzuge stattdessen Formulierungen wie „Informationen vorenthalten“ oder „die Wahrheit verbiegen“.
Was können Sie über die Bar erzählen, die die Hill-Gang in der zweiten Snatch-Staffel übernimmt?
Sie ist fast so etwas wie eine Hauptdarstellerin: das neue Zuhause der Bande, der zentrale Spielort, das Rückgrat der Serie. Gefunden haben wir die Location an der Costa del Sol östlich von Málaga – es ist das alte Café del Mar im Küstenort Torre del Mar.
Haben Sie im wirklichen Leben auch einmal in einer Bar gearbeitet?
Nicht in einer Bar, aber in einem Restaurant, das meine Familie betrieben hat. In den neuen Snatch-Folgen kann man auch sehen, wie ich meine Servier-Qualitäten demonstriere und höchst professionell diverse Teller durch die Gegend trage. In dieser Disziplin bin ich ziemlich gut: Wenn es darauf ankäme, könnte ich auf einem Arm vier gefüllte Teller transportieren.
Wirklich?
Ja. Aber erwarten Sie jetzt bitte nicht von mir, dass ich das hier vor Ihren Augen beweise!
Vier Teller auf einem Arm? Kann es sein, dass Sie da die Wahrheit ein bisschen verbiegen?
Nein, das ist absolut wahr – ich schwör’s!